Ist es relevant, ob man eine Diagnose wie A(D)HS, Autismus, visuell Snow, LRS, Dyskalkulie, SHT, Migräne hat oder nicht?
Für einen selbst ist es wichtig, eine Diagnose zu bekommen, um sich wahrzunehmen, sich zu positionieren, um die richtigen Hilfen und Gelder in Anspruch nehmen zu können. Für die Irlen-Methode und die Bestimmung der Filter ist das nur nebensächlich. Jede Krankheit ist individuell ausgeprägt und hat ihre eigenen Herausforderungen. Nicht jedes Kind mit z.B. A(D)HS verhält sich gleich. Es geht einfach nur darum, zu schauen, welche individuellen Probleme im Alltag dieser Mensch hat, um entsprechend auf ihn reagieren zu können. Viele Probleme überschneiden sich bei gewissen Erkrankungen. Viele haben visuelle und/oder auditive Wahrnehmunsveränderungen, sensorische Überlastungen und Verhaltensstörungen im sozial-emotionalen Bereich. Ein Autist oder eine Person mit visuell Snow, kann sich genau wie ein Kind mit A(D)HS oder jemand mit LRS innerlich getrieben fühlen und unkonzentriert sein, wenn er gerade etwas liest. Dabei den Sinn des Textes schlecht aufnehmen und stockend lesen. Vielleicht sich verweigern oder einfach ungerne lesen. Da hilft die von Menschen gemachte Diagnose nicht. Da Hilft nur, das Problem zu erkennen und zu bekämpfen. Vielleicht mit der Irlen-Methode und einer Irlen-Spekralfilter-Brille.
Das Irlen-Syndrom und die Irlen-Methode sind Begriffe, die von Hellen-Irlen, der Entdeckerin verwendet werden um eine Vielzahl an Symptomen zu beschreiben. Sie sind im ICD-10 (Internationale Statistische Klassikfikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme 10. Revision) und im Heilmittelkatalog so nicht aufgeführt. Es gibt mehrere Bezeichnungen wie die Lichtphobie, visual Snow u.v.m., die Teile der Erkrankung beschreiben, aber bei Weitem nicht die Probleme widerspiegeln, die mit den Sehwahrnehmungsstörungen gemeint sind, die Hellen Irlen beschreiben will. Oft wird mit der Sehwahnehmungsstörung auch etwas psychisches verbunden, da die Ärzte keine Hilfe für das Problem parat haben oder vermitteln den Betroffenen, dass ihre Probleme nicht so ernst zu nehmen sein. Mir erschließt sich durch sehr viele Jahre, die ich mit Menschen mit Sehwahrnehmungsstörungen arbeite das Problem, dass der ICD-10 nicht umfangreich genug ist. Einige Probleme, die in Verbindung mit der Sehwahrnehmung stehen, werden nicht berücksichtigt. Ich denke das Problem ist, dass der Begriff visuelle Wahrnehmungs- und -verarbeitungsstörung bisher nicht im Diagnose-Klassifikationssystem ICD 10 und DSM V aufgenommen wurde. Es erfolgt aktuell oft die Kodierung unter ICD-F88 (andere Entwicklungsstörungen), was ich nicht sehr zutreffend finde, da es sehr viele Probleme und Phänomene ausklammert und die daraus zu erwartende Hilfe zu ungenau ist. Das es diese Wahrnehmung- und Verarbeitungsstörungen des Sehens gibt, sehe ich jeden Tag.
Es gibt genetische Dispositionen und ein paar wenige Studien die besagen, dass das Irlen-Syndrom in der Bevölkerung mit einer Häufigkeit bis zu 12 % auftritt. In einer Studie hat man festgestellt, dass man die Gruppe der diagnostizierten Legastheniker dreiteilen kann. Etwa 33,3% leiden unter dem Irlen-Syndrom, 33,3% unter dem Irlen-Syndrom mit Legasthenie und 33,3% leiden nur an Legasthenie.
76% der Personen mit Autismus und 49% der Personen mit LRS haben das Irlen-Syndrom. Dazu ist zu sagen, dass die Dunkelziffer derer, die nicht wissen, woher ihre Beschwerden kommen, hoch ist.
Das „Irlen-Syndrom“ und die „Irlen-Methode“ sind nach ihrer Entdeckerin Helen Irlen benannt. Dr. Helen Irlen, Schulpsychologin, erhielt 1981 einen US-Bundesforschungsauftrag. Sie sollte Gründe für das Ungleichgewicht zwischen Lernfähigkeit und Leistungs-nachweis bei Erwachsenen mit Legasthenie finden. Die Arbeits-hypothese war: die Probanden haben Probleme beim Hören. Eines Tages hatte eine Kursteilnehmerin ihre Unterlagen in einer roten Klarsichtfolie dabei. Ihr Tischnachbar stutzte: „Das kann ich lesen!“
Helen Irlen griff dies sofort auf und stellte Fragen, die den Legasthenikern bisher noch nicht gestellt worden waren:
• Wie sieht die Seite aus?
• Was machen die Buchstaben?
• Wie fühlen Sie sich beim Lesen?
Alle Probanden waren augenärztlich untersucht worden und hatten die eindeutige Diagnose „Legasthenie“. Helen Irlen hatte etwas entdeckt, das in Europa bereits seit ca. 1880 unter dem Begriff „Wortblindheit“ bekannt war. Eine Störung der Wahrnehmungsverarbeitung des Bildes, welches das Auge aufgenommen hat. Eine Störung, die offensichtlich auf „Farbe“ reagiert. Da alle Probanden angaben, lichtempfindlich zu sein, scheint es sich um eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte, individuell unterschiedliche Frequenzen unseres normalen Tages- und Lampenlichts zu handeln. Helen Irlen entwickelte einen umfangreichen Fragebogen, Testmaterial und farbige Folien, die auf die bedruckte Seite gelegt werden konnten.
Nach der Beendigung des US-Bundesforschungsauftrags gründete Helen Irlen das Irlen Institut. Sie gab die Entwicklung von Irlen Spektralfiltern in Auftrag, die man als Brille tragen kann. Diese erwiesen sich im Alltag als praktikabler und sie hatten unerwartet positive Nebeneffekte. Lichtempfindlichkeit (Blendungsempfindlichkeit) lässt nach, stressabhängige gesundheitliche Beschwerden bessern sich nachhaltig. Der permanente Lichtstress lässt nach. Der Klient fühlt sich wohl(er).
Mittlerweile gibt es über alle Kontinente verstreut Diagnostiker, Screener und Personen, die an Forschungsprojekten und Publikationen beteiligt sind.
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